Jacken und Pullover

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Es geht voran, und da ich jetzt auch ein Nadelspiel in Stärke 4,5 mm habe, werde ich heute noch die Ärmel anschlagen. Der Zwischenstand sieht so aus:

Die Vorderteile:

und hier der aus zwei Knäueln gleichzeitig gestrickte Rücken:

Noch zieht sich das Gestrickt mächtig zusammen, aber da in der Wolle viel Seide enthalten ist, wird es etwas ausleiern, was hier durchaus erwünscht ist.

Ich sag‘ mal so: Manche Probleme erledigen sich wirklich von selbst.

Superschlau wollte ich sein, nicht nähen und überall den gleichen Farbverlauf haben. Also habe ich alle Maschen, die vom Vorder-, Rücken- und anderen Vorderteil gemeinsam angeschlagen, ein Stück gestrickt und festgestellt, dass der Farbverlauf der Noro-Wolle viel zu kurz ist, um bei fast 200  Maschen auch nur kleine Streifen zu bilden. Andererseits sind zu viele Knoten in der Wolle, um mit mehreren Knäueln nacheinander zu stricken, ohne den ganzen Wollevorrat gnadenlos zu zerstückeln.

Also zurück zur Anleitung und Teile mit verschiedenem Farbverlauf gestrickt. Die beiden Vorderteile sind bis zum Armausschnitt fertig und werden – je nachdem wie die Farben besser mit dem Rücken zusammen passen – dann als linkes oder rechtes Vorderteil weitergestrickt. Dann habe ich das Rückenteil angeschlagen. Aber auch bei dieser Maschenzahl gefiel mir der Farbverlauf nicht, er wurde einfach zu kurz im Vergleich zu den Vorderteilen. So habe ich das Rückenteil nochmal geteilt und stricke mit zwei Knäueln. Super, denn vor einigen Minuten bin ich auf die Idee gekommen, dass ich auf diesem Wege die Jacke in einem Teil hätte stricken können, mit 4 Knäueln eben. Aber nö, etwas Herausforderung muss ja auch dabei sein, also lernen wir mal den Matratzenstich. Gmpf !!

Zur Entscheidung Reißverschluss oder Knöpfe habe ich übrigens auch schon eine Tendenz, denn ich habe vorsichtshalber das Stricken der Randmaschen in kraus rechts ignoriert und einfach die jeweils erste Maschen abgehoben. Das schreit nach Passe anstricken oder I-Cord mit der Tendenz zu Knöpfen. Finde ich eh schöner, jetzt.

Und noch etwas: Nie im Leben wollte ich Noro-Wolle kaufen. Aber wenn man die Silk-Garden in den Händen hält, so leicht und weich und so intensive Farben, das ist schon toll. Lediglich die Knoten und der Preis stören noch etwas. Zu letzterem habe ich gerade gelesen habe „Wenn man sich erst einmal an den Preis gewöhnt hat, dann geht’s eigentlich.“ Genau !

Und wenn der Kater das Strickzeug frei gibt, geht es gleich weiter, denn das Stricken macht unheimlich viel Spaß, man wartet schon immer auf die nächste tolle Farbe.

… beim Aufschneiden der Steeks ist übrigens ein Hilfskater.

Jetzt ist alles aufgeschnitten und festgenäht, und ich habe den unteren I-Cord auch schon abgeschnitten. Den stricke ich als erstes wieder neu, und zwar ganz rund rum um die Jacke.

Bei den Ärmeln muss ich mir noch überlegen, ob ich sie – wie in der Anleitung gleich direkt dran stricke, mit der Konsequenz, dass beide Ärmel einen unterschiedlichen Farbverlauf haben werden. Oder – ob ich wie ursprünglich geplant – beide Ärmel gleichzeitig und extra stricke. Da müsste ich bloß ganz sicher gehen, dass ich die richtige Weite der Ärmel hinbekomme. Mal sehen, noch ist ja Zeit zum Überlegen.

So einfach ist es nicht, wissen wir doch alle: The first cut is the deepest. Und dieser hier geht mitten ins Herz.

Soll ich oder soll ich nicht ?

Okay, ich werde erstmal die Schulternähte zusammenstricken und dann tief Luft holen. Drückt mir die Daumen !

vor dem Anschlagen des Steeks für den vorderen Halsausschnitt mal in das Körperteil hineinschlüpfen. Gut, mit geschlossenen Armlöchern ist das natürlich sowieso keine gute Idee. Aber ich bin momentan so hin- und hergerissen, ob die Jacke denn auch passen wird. Die gemessene Weite ist okay, jedoch das Augenmaß sagt etwas anderes. Egal, jetzt wird weitergestrickt. Alles in allem ist das Stricken mit Steeks eine Angelegenheit für Leute mit sehr guten Nerven (nichts für Weicheier, so wie mich!)

Es fehlt jetzt noch eine Blätterreihe, dann kommt der hintere Ausschnitt und dann bin ich mit den Körperteil auch schon fast fertig.

Den Wechsel der Farbe der Blätter vom Vordergrund in den Hintergrund finde ich genial. Diesen Effekt erzielt man nur, wenn man das Strickstück mit nur einer Sorte Wolle strickt und die Farben gegeneinander versetzt. Völlig andere Effekte entstehen beim Verwenden von zwei verschiedenen Farbverlaufsgarnen für den Hintergrund und das Einstrickmuster.

Die Armlöcher sind erreicht, die Steeks dafür sind angeschlagen. So sieht die Jacke heute aus:

Jetzt folgt noch eine ganze Blätterreihe, dann beginnt der vordere Ausschnitt.

Diesmal sieht man den Keil, der beidseitig unter den Armen eingestrickt wird und der an den Ärmeln als Dreieck, ähnlich wie beim Gansey, fortgesetzt werden muss.

Viel gestrickt habe ich in den letzten Tagen nicht, dennoch – es geht voran. Die Farben gefallen mir gut. Und abgesehen von den üblichen Bedenken, ob die Wolle reichen wird, ob das Teil zu groß oder zu klein wird, ob die Nadelstärke okay ist, denke ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Lediglich der Schößchencharakter des breiten Bundes mit den Abnahmen nach oben hin kommt durch den I-Cord-Anfang nicht zur Geltung. Ich werde nun definitiv den I-Cord nochmal aufmachen und mit einer größeren Nadelstärke stricken, eigentlich wird ja die ganze Jacke mit einem I-Cord umstrickt, das könnte man ja dann in einem Rutsch machen.

Als die Fotoutensilien ausgepackt wurden, gab es für Miezinger kein Halten mehr.

Was will Frauchen auch schon fotografieren ? Bestimmt den Kater! Na, dann gucke ich mal interessiert:

Schließlich konnten wir mit vereinten Kräften noch ein katerloses Foto schießen:

Jetzt allerdings schläft das Katertier auf dem Jackenteil, weiterstricken ist also erstmal nicht. Gut dass ich mir heute die Anleitung von Ishbel runtergeladen hatte und auch schon eine Wolle – die Regia hand-dyed in Blautönen rausgesucht habe.

Es geht voran mit der Jacke, allerdings sehr sehr langsam. Das liegt zum einen daran, dass ich in der Woche abends gar nicht gestrickt habe, erst gestern habe ich das Bündchen fertiggestellt, die Maschen verteilt und mit dem Blattmuster angefangen.

Zum anderen allerdings liegt das an meiner Stricktechnik. Den Bund habe ich mit einem Fingerring von Prym gestrickt, durch den konnte man zwei verschiedene Farben fädeln. Jedoch hat der Ring zwei Nachteile: er ist für Bauarbeiterfinger gearbeitet, d.h. ich muss mehrere Lagen Pflaster um meinen Zeigefinger kleben, damit er passt; außerdem sind die Ösen nicht eng genug gearbeitet, der Faden kann sich selbst schnell ausfädeln und entweder rausrutschen oder in den Ring selbst, der auch aus Metallwicklungen besteht, hineinrutschen. Dennoch kann man – wenn man sich eingefuchst hat – und die gleiche Maschenanzahl mit jeder Farbe stricken muss, richtig Geschwindigkeit entwickeln.

Der Fingerring und verschiedene Maschenzahlen pro Farbe geht aber gar nicht, da die Fadenspannung einzeln nicht reguliert werden kann. Ich habe ausgeklügelte Variationen versucht, die Fäden zusätzlich einzeln um die Finger der linken Hand zu wickeln, jedoch war das Ergebnis nie zufriedenstellend.

Bliebe noch das zweihändige Stricken als wohl optimalste Methode, jede Hand eine Farbe, links ein Knäuel, rechts ein Knäuel, nichts kann verheddern. Aber – für diese Methode bin ich schlichtweg zu doof. Ich kann mit der rechten Hand keine Fadenspannung aufbauen und auch die Bewegung, den Faden um die Nadel zu legen, ist für mich einfach nicht zu schaffen, sorry.

Für diejenigen, die bis hier gelesen haben, verrate ich nun meine Fair-Isle-Strickmethode. Die wahrscheinlich ineffektivste Methode der Welt: Ich stricke X Maschen in Farbe A – ganz normal, als ob ich nur mit einer Farbe stricken würde, dann stricke ich Y Maschen mit Farbe B, indem ich den Faden A fallen lasse und mir den Faden B um Finger der linken Hand wickle, so als würde ich nur mit Farbe B stricken. Ich wechsle den Faden auf der linken Hand also alle paar Maschen, das dauert natürlich. Aber nur so bekomme ich die gewünschte Fadenspannung hin. Ach ja, ab 3 Maschen wird hinten noch der Faden der anderen Farbe mitgenommen, d.h. verkreuzt.

Und deshalb bin ich erst soweit:

Die erste Blattreihe ich halb fertig. Vier ganze Blattreihen werden es insgesamt, also ist die Fertigstellung überschaubar. Mein einziger Kritikpunkt ist derzeit, dass sich der Bund wesentlich mehr dehnen würde, als die I-Cord Kordel am Anfang des Gestricks. Vielleicht mache ist diese zum Schluss nochmal auf und stricke sie mit einer größeren Nadel neu ran. Gleich folgt der nächste Farbwechsel.

Nach der fertigen Schwiegermutterweste bin ich irgendwie in ein schwarzes „Strickloch“ gefallen. Ein neues Projekt musste her, aber welches ?
Die Entscheidung fiel auf „Autumn“ oder „Efterar“ von Ruth Sørensen (ravelry-Link). Zwei Mützen von dieser Designerin  hatte ich ja schon erfolgreich gestrickt, warum also nicht mal eine neue Technik ausprobieren – Stricken mit Steeks.

Obwohl nach meinen Berechnungen die Maschenprobe der Strickvorlage überhaupt nicht stimmen kann, habe ich mich todesmutig an die Nadeln gestürzt und das Bündchen der Jacke neu berechnet.  Weit bin ich noch nicht, aber der erste Farbwechsel kündigt sich schon an, dummerweise auf beiden Knäueln gleichzeitig, aber das lasse ich jetzt so.

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