Selten ich habe ich mit einer Anleitung so gehadert. Ist der nächste Schritt sinnvoll, gibt es andere Möglichkeiten, wird das passen? Ich stricke ja Anleitungen nie so 100%ig nach, mache immer „mein Projekt“ draus, aber hier hat man das Gefühl, aus der Anleitung überhaupt erst eimal eine passende Jacke machen zu müssen. Und es wundert mich echt, dass so viele Leute das Teil klaglos nachgestrickt haben.
Die Anleitung selbst und die Systematik finde ich äußerst gewöhnungsbedürftig, anfangs steht alles irgendwie dreimal da, ausgeschrieben, als Übersichtstabelle und dann noch mal eine Zusammenfassung, wann wo welche und wieviel Zunahmen gemacht werden. Der Sinn erschließt sich mir nicht.
Während anfangs auch noch jede einzele Reihe beschrieben ist, muss man auf einmal dann bestimmte Zunahmen nur noch jede vierte Reihe machen, das erfährt man aber nur, wenn man alle 3 Seiten der vorbeschriebenen Anleitungsvarianten nebeneinander zu liegen hat.
In diesem Zusammenhang wäre es mein Traum, dass man eine Anleitung in einer Größe herunterladen könnte, sowas wie eine interaktive Datei, die letztlich nur die Maschenangaben enthält, die man wirklich braucht. Alles andere ist eh unnötiger Ballast und verwirrt. Vielleicht kommt das mal mit einer ravelry-App, ich würde das begrüßen.
Weiter geht es dann im Bereich der oberen Passe mit Zunahmen und doppelten Zunahmen am Rückteil, nicht aber am Vorderteil, jedenfalls nicht an den Raglanschrägungen sondern nur am Ausschnitt. Und die Ärmel – ja die bleiben irgendwann bei einer Weite auf der Strecke, die niemandem passen kann. Hier habe ich die erste Änderung vorgenommen und die Zunahmen des Rückenteils auch auf die Ärmel übertragen.
Irgendwann kam dann der Punkt, dass man schauen sollte, ob die Raglanschrägung lang genug ist, wenn nicht, sollte man die Passe etwas länger stricken. Aber hey, was ist mit dem Farbwechsel ? Den konnte man nämlich nur machen, wenn man die Passe in der Länge oder Kürze der Anleitung strickt. Bei mir reichte die Schräge nicht und so musste ich die Farbreihenfolge des Bodys an den Ärmeln weiterführen. Jedenfall schweigen 15 Seiten Anleitung zu diesem Thema.
Was ich auch nicht optimal finde, ist das ständige Verweisen auf Internetquellen, Anschlag machen wie hier (dann folgen 3 Zeilen Link); verkürzte Reihen machen wie dort (wieder ein ewig langer Link), I-Cord wie hier (Link). Soll ich bei Stricken vor meinem PC sitzen und ständig irgendetwas von youtube nachstricken ? Was ist, wenn ich unterwegs bin? Oder wenn ich gemütlich auf der Couch sitze, beim Stricktreff bin oder sogar im Zug ? Tippe ich da diese riesigen Links in mein Smartphone ?
Nach der Ärmelabtrennung werden noch Maschen zugenommen, um eine sanfte A-Linie zu erreichen. Allerdings macht die Designerin das mit der Brechstange, alle Zunahmen im gleichen Abstand kurz hintereinander und dann nichts mehr. Ich habe diese Zunahmen gedehnt, die Abstände immer etwas vergrößert, und ende genau zu Beginn des Musters am Body unten.
Das Hebemaschenmuster finde ich nicht optimal gewählt, das Gestrick wird an den Stellen des Musters doppelt so dick wie vorher das glatt rechte Gestrick und zieht sich in der Höhe und Breite zusammen. Sowohl für die Ärmel als auch als Abschluss ist das mir zu mächtig. Den Abschluss am Body stricke ich mit Perlmuster, am Ärmel habe ich das Muster ganz weggelassen. Die Rundung am Hintern lasse ich auch weg, das korrespondiert m.E. überhaupt nicht mit der vorderen Passe der Jacke. Mir gefällt da eine gerade Lösung/alternativ eine Abrundung der Ecken am Vorderteil viel mehr.
Über die Sackform der Tasche muss ich erst noch nachdenken, man nimmt an der Stelle, wo man ca. 30 Maschen außer Arbeit nimmt, 42 Maschen für die Taschenöffnung, also 12 Maschen mehr. Ich habe das so halb übernommen, mit einer geringeren Maschenzahl. Zum Ende der Tasche werde ich aber wieder je 4 oder 6 Maschen abnehmen und dann mal schauen, wie die Tasche letztlich nach dem Annähen der Rückseite fällt.
Insgesamt ist die Jacke von der Optik her eine gute Idee, die Anleitung leider mangelhaft. Ich strick dann mal weiter.